Lipödem Ausklärungsmonat Juni
Ratgeber
05.06.2023
Schon gewusst? Etwa 1 von 10 Frauen hat ein Lipödem.
Wir nehmen den weltweiten Lipödem-Aufklärungsmonat Juni zum Anlass, um das Bewusstsein für das Lipödem zu schärfen und um über diese ernst zu nehmende Krankheit aufzuklären. Darüber hinaus sollen Missverständnisse aus dem Weg geräumt und die Akzeptanz in der Gesellschaft gefördert werden. Ein großes Ziel dieses Aufklärungsmonats ist es außerdem, die Forschung zum Lipödem voranzutreiben – unter anderem die genaue Ursache für diese Krankheit ist immer noch unbekannt.
Darüber hinaus veranstalten wir am 12. Juni 2023 ein ganz besonderes Event, nur für Betroffene und Interessierte. Mehr Informationen zu unserem ersten Lipödem Talk in Geldern gibt es hier.
10 häufig gestellte Fragen und Antworten zum Thema Lipödem
1. Was ist ein Lipödem?
Bei einem Lipödem handelt es sich um eine chronische Fettverteilungsstörung. Die immer symmetrisch verteilten Fettanlagerungen treten vor allem an den Beinen, selten auch an den Armen auf. Der Körper oberhalb der Hüfte sowie Hände und Füße sind davon nicht betroffen, weshalb sich die Körperproportionen extrem verändern: Die Taille bleibt schmal, während Hüfte und Oberschenkel breiter werden.
2. Was ist der Unterschied zu Adipositas?
Ein Lipödem wird oft missverstanden und mit krankhaftem Übergewicht verwechselt. Für dessen Diagnose der BMI entscheidend: Liegt dieser über 30, bedeutet das Fettleibigkeit. Im Gegensatz dazu ist bei der Diagnose des Lipödems das Verhältnis von Taille zu Körpergröße entscheidender –Adipositas hingegen betrifft den gesamten Körper. Ein großer Unterschied ist außerdem, dass die betroffenen Extremitäten bei einem Lipödem sehr schmerzempfindlich sein können, während bei Adipositas keine Schmerzen oder besondere Symptome auftreten. Obwohl Lipödem und Adipositas zwei unterschiedliche Krankheiten sind, treten sie oft zusammen auf.
3. Was ist der Unterschied zu einem Lymphödem?
Bei einem Lymphödem handelt es sich die Folgen einer Lymphabflussstörung. Denn dadurch sammelt sich Lymphflüssigkeit im Gewebe und es entsteht eine Schwellung, die sich häufig an Armen und Beinen bildet und meistens schmerzlos bleibt. Im Gegensatz zum Lipödem, das sich gleichmäßig ausbreitet, kann ein Lymphödem entweder an einem oder an mehreren Gliedmaßen auftreten.
Da ein Lymphödem häufig nach Verletzungen oder Krankheiten auftritt, bei denen das lymphatische System geschädigt wird (sekundäres Lymphödem), selten auch eine angeborene Krankheit ist (primäres Lymphödem), kann es sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten.
4. Wie entsteht ein Lipödem?
Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Lipödems sind noch nicht vollständig erforscht. Es tritt (fast) ausschließlich bei Frauen auf und beginnt meistens mit einer Gewichtszunahme in Verbindung mit hormonellen Veränderungen. In jungen Jahren tritt das Lipödem häufig kurz nach der Pubertät auf, nach einer Schwangerschaft oder in Verbindung mit der Einnahme der Antibabypille. Auch während der Wechseljahre kann die Krankheit auftreten oder die Symptome können sich verschlimmern.
Die erbliche Veranlagung könnte ebenfalls eine Rolle spielen, da viele Betroffene ebenfalls weibliche Familienangehörige mit einem Lipödem haben.
5. Woran erkenne ich, dass ich ein Lipödem habe?
Die ersten Anzeichen sind oft mit einer Gewichtszunahme im Zusammenhang mit hormonellen Veränderungen verbunden.
Weitere Symptome:
→ Symmetrische Vergrößerung der Beine, selten auch der Arme
→ Veränderung der Körperproportion: Schmale Taille und größere Hüften und Oberschenkel
→ Schwere, geschwollene Beine
→ Erhöhten Druckempfindlichkeit der Haut
→ Schmerzen und Neigung zu blauen Flecken
→ Betroffene Körperregionen fühlen sich kalt an
6. Wie wird ein Lipödem diagnostiziert?
Die Diagnose ist oft schwierig und langwierig, da die Symptome unterschiedlich stark auftreten oder wahrgenommen werden und das Lipödem oft mit anderen Krankheiten verwechselt wird. Da es keine spezifischen Tests gibt, um das Lipödem klar als solches zu identifizieren, sind das Anamnese-Gespräch sowie die umfassende körperliche Untersuchung die wichtigsten Elemente bei der Diagnostik.
Ein frühzeitiges Erkennen der Krankheit ist entscheidend, um das Lipödem effektiv zu behandeln und ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern! Deswegen ist die Erleichterung oft groß, wenn betroffene Frauen endlich einen Grund für Schmerzen und die weiteren Beschwerden kennen.
7. Wird zwischen verschiedenen Stadien oder Arten unterschieden?
Es können verschiedene Bereiche (nur Unterschenkel, nur Oberschenkel oder die gesamten Beine) betroffen sein. Doch unabhängig davon erfordert ein Lipödem immer eine ganzheitliche Behandlung!
Die Krankheit wird in 3 Stadien differenziert:
Stadium 1: Glatte Hautoberfläche, verdicktes Unterhautfettgewebe, feinknotige Fettstruktur
Stadium 2: Unebene Hautoberfläche, Dellen und Beulen, grobknotige Fettstruktur
Stadium 3: Derbes und hartes Gewebe, großlappige Taschenbildung der Haut
Wichtig: Die Einteilung der Stadien korreliert nicht mit der Schwere der Symptome! Auch im ersten Stadium können die Schmerzen bereits sehr stark und eine große Belastung sein.
8. Wie kann ein Lipödem behandelt werden?
Das Lipödem ist eine chronische Krankheit und somit nicht heilbar. Dennoch können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um sowohl die körperlichen als auch seelischen Beschwerden zu lindern. Dazu gehört unter anderem, sich viel zu informieren, um die Krankheit zu verstehen und so an einem nachhaltigen Therapieerfolg arbeiten zu können.
Bausteine der ganzheitlichen Behandlung:
→ Kompressionstherapie
→ Physio- und Bewegungstherapie
→ Psychologische Unterstützung
→ Gesunde Ernährung und Gewichtsmanagement
→ Selbstmanagement
→ Hautpflege
→ Liposuktion (Fettabsaugung)
9. Wie kann Kompression bei einem Lipödem helfen?
Die Kompressionstherapie hilft insbesondere gegen den Schmerz, der durch das entzündete Fettgewebe verursacht wird. Der gleichmäßige Druck fördert die Blutzirkulation und unterstützt das Gewebe. Die Erkrankung ist sehr individuell, weswegen bei einem Lipödem eine Flachstrickversorgung zu bevorzugen ist. Je nach Ausmaß bzw. Stadium des Lipödems kommen verschiedene Produkte, wie Strümpfe, Leggings oder Hosen sowie verschiedene Zusätze zum Einsatz.
Kompressionsbekleidung hat keine Nebenwirkungen, Sie sollten aber unbedingt darauf achten, dass sie gut sitzt und keine zusätzlichen Schmerzen, Missempfindungen, Kribbeln oder Taubheit verursacht. Sollte das der Fall sein, wenden Sie sich bitte an unser Fachpersonal oder direkt an Ihren Arzt!
Wichtig ist auch der richtige Umgang mit Ihrer Kompressionsversorgung und dass Sie regelmäßig Anspruch auf eine neue haben, da die Wirkung der Kompressionsstrümpfe bei regelmäßigem Tragen nach einiger Zeit nachlassen kann.
Mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Flyer.
10. Wo finde ich Hilfe?
Sie haben ein Lipödem? Das Wichtigste ist: Sie sind nicht allein!
Es gibt so viele andere Betroffene, mit Sie Erfahrungen teilen oder von denen Sie Tipps bekommen können.
Dazu können Sie zum Beispiel einer Selbsthilfegruppe in Ihrer Umgebung beitreten, um sich bei regelmäßigen Treffen kennen zu lernen und auszutauschen. Auch online gibt es verschiedene Netzwerke, wie beispielweise LymphCare von JOBST.
Darüber hinaus berichten mittlerweile viele Frauen offen via Social Media über Ihr Lipödem und inspirieren zu einem positiven und selbstbewussten Umgang mit der Diagnose.
Halten Sie auch die Augen offen nach spannenden Veranstaltungen, wie unseren Lipödem Talk am 12. Juni 2023 in Geldern!
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei nur um allgemeine Fragen und Antworten zum Thema Lipödem handelt und deshalb kein professionelles Beratungsgespräch bzw. Untersuchung durch Ihren Arzt ersetzt! Bei weiteren Fragen zu Ihrer Venengesundheit uvm. ist unser kompetentes Sanitätshaus-Team außerdem gerne für Sie da.